Gastbeitrag zu rechtsextremen Akteuren und ihrer YouTube-Netzwerktaktik bei ZEIT Online
»Um zu verstehen, warum rechte Kanäle auf YouTube so hervorstechen, muss man verstehen: Die Plattform funktioniert nicht allein für sich. Gemeinsam mit Telegram etwa bildet sie eine Symbiose: Während YouTube Videos auf seinen Servern zur Verfügung stellt und ohne Zugangsbeschränkung für ein Massenpublikum verfügbar macht, ist Telegram funktional für die schnelle Verlinkung, die auch in private Chatgruppen reicht und Appetit auf die Videos macht. Darüber hinaus haben rechtsalternative Akteure auf Telegram bereits ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut, in dem sie ihre Inhalte hochfrequent teilen und weiterleiten.«
»Wir können Indizien feststellen, dass Plattformen den Vorwurf zu vermeiden versuchen, bestimmte Inhalte zu zensieren, um damit keine Nutzergruppe zu verprellen. Im Trend liegt, Nutzer nicht zu löschen, sondern ihre Reichweite mit verschiedenen Maßnahmen zu reduzieren – das sogenannte Shadowbanning. Allerdings laufen solche Maßnahmen ins Leere, wenn gut funktionierende Netzwerke im Hintergrund Nutzerschwärme navigieren. Welche Rolle die Plattform in rechtsalternativen Milieus spielt, hat YouTube offenbar noch nicht verstanden.«
Im Gastbeitrag vom 06. September 2024 veranschaulichen unsere Forscher Maik Fielitz und Harald Sick zentrale Ergebnisse unseres aktuellen Trendreports Nr. 6 »Video Made the Radical Star: Digitale Clips zwischen Agitation und Empörung«. Für diese Ausgabe haben wir auf breiter Datenbasis untersucht, wie rechtsalternative Akteure mit crossmedialen Strategien ihre Inhalte vom politischen Rand in den Mainstream bringen. Dafür spielt YouTube eine herausragende Rolle.