Wie mit Memes Hass verbreitet wird
Unsere neue Analyse untersucht nicht Text, sondern Bilder – und zeigt auf breiter Datenbasis, wie demokratiefeindliche Akteure Memes auf Telegram nutzen, um etwa Frauenfeindlichkeit, LGBTQI-Feindlichkeit und Rassismus subtil zu streuen. Das und mehr ist Thema der heute veröffentlichten Ausgabe des Trendreports Machine Against the Rage.
»In antidemokratischen, digital-affinen Kreisen wurden Memes in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Propagandamittel zur Verbreitung von Hass,« sagt Maik Fielitz von der Bundesarbeitsgemeinschaft »Gegen Hass im Netz«. »Daher wollten wir wissenschaftlich untersuchen, gegen welche Gruppen sich die vermeintlich harmlosen Bilder richten und welche visuellen Strategien hier angewandt werden. Das wurde auf so einer großen Datenbasis für den deutschsprachigen Kontext noch nicht gemacht«, so Fielitz weiter.
Machine Learning & qualitative Bildanalyse
Die qualitative Auswertung von über 2000 abwertenden Memes zeigt, dass Frauenfeindlichkeit (31 Prozent), LGBTQI-Feindlichkeit (28 Prozent) und Rassismus (28 Prozent) die Kategorien mit den häufigsten abwertenden Memes in den demokratiefeindlichen Telegram-Kanälen waren. Antisemitismus stellte 18 Prozent und Muslimfeindlichkeit 6 Prozent dar. Grundlage der Analyse war ein Sample aus 2,8 Millionen Bildern, das die Forschenden mit Hilfe von Machine Learning auf 40.728 memeartige Bilder kondensiert haben. Es wurde mit dem hausinternen Langzeit-Monitoring demokratiefeindlicher Telegram-Kanäle im Zeitraum von Januar 2022 bis Juni 2023 erstellt.
Hass richtet sich oft gegen Frauen
Frauen sind in den untersuchten Memes einer Vielzahl unterschiedlicher und sich überschneidender Formen von Diskriminierungen, Anmaßungen und Angriffen ausgesetzt, die sowohl einzeln als auch in Kombination auftreten können. Die Spannbreite reicht von geschlechtsspezifischen Stereotypisierungen, die als häufigste, wenn auch subtilere Form der Abwertung identifiziert wurde (27 Prozent), bis hin zur Verharmlosung oder gar Befürwortung sexueller Gewalt gegen Frauen (7 Prozent). Heraus sticht auch die Darstellung von Frauen als Sexualobjekte (23 Prozent). LGBTQI-Feindlichkeit macht sich vor allem an visuellen Elementen fest, die Transpersonen abwerten und die binäre Geschlechterordnung bewerben.